Diplomarbeit an der Karl-Franzens-Universität.
Die Anzahl der Flüsse mit natürlicher Wasser- und Geschiebeführung wurde in den vergangenen Jahrzehnten weitestgehend durch wasserbauliche Vorhaben wie Uferbefestigungen, Maßnahmen zur Hochwassersicherheit und durch Kraftwerksbauten reduziert. Eines der Hauptopfer dieser Entwicklung ist in Mitteleuropa der Flussuferläufer, der zu den stark gefährdeten Arten nach der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel der Steiermark bzw. nach der Roten Liste der Vögel Österreichs gehört.
Seine Verbreitungsschwerpunkte liegen an, durch die oben genannten Maßnahmen sehr selten gewordenen, Fließgewässern mit Wildflusscharakter, d.h. mit mehr oder minder starker Geschiebeführung. Der Nationalpark Gesäuse in der Obersteiermark schließt einen etwa 9 km langen Abschnitt der Enns mit Wildflusscharakter ein. Hier bestehen naturnahe Schotterbänke und Inseln, welche sich als Bruthabitat für den Flussuferläufer bestens eignen würden.
Genaue Erhebungen in Bezug auf Bestand und Brutstatus fanden aber erstmals im Jahr 2003 statt, wobei zwei Bruten nachgewiesen wurden. Dieser kurze naturnahe Abschnitt der Enns wird für unterschiedliche Wassersportarten und von Touristen intensiv genutzt. Der Erholungs- und Freizeitbetrieb während der Brutzeit stellt neben den Ufer- und Kraftwerksverbauungen eine weitere Gefährdungsursache dar. Spaziergänger, Bootsbetrieb (Rafting, Kajakfahren) mit und ohne Anlandung an Kiesbänken, Badegäste und anderes wirken sich nicht nur auf den Lebensraum, sondern auch auf das Verhalten der Vögel aus. Im schlimmsten Fall kommt es sogar zur Aufgabe des Nistplatzes und somit zum Abwandern des Flussuferläufers aus dem Gebiet.
Zu den Zielen dieser Diplomarbeit gehört, den Bestand sowie die räumliche Verteilung des Flussuferläufers und dessen Brutstatus im Nationalpark Gesäuse zu dokumentieren. Durch eine genauere Untersuchung besiedelter Schotterbänke sollen Unterschiede in der Habitatsnutzung herausgearbeitet werden, um eine Bevorzugung bestimmter Substrattypen bzw. Strukturen zu erkennen.